Grazer Keplerspatzen
Konzertankündigung
Sing!
Das Singen, das Thema des kommenden Chorkonzerts der Grazer Keplerspatzen, entspringt, wie das Sprechen auch, dem Zusammenspiel von Lunge, Zwerchfell, Kehlkopf und Stimmlippen mit den Resonanzräumen im Kopf und gehört zu den komplexesten menschlichen Bewegungsabfolgen überhaupt. Das Sprechen dient der Kommunikation. Aber, warum singen wir eigentlich? Aus evolutionärer Perspektive wird vermutet, dass das Singen von jeher etwas mit der Stärkung des Gruppenverbandes und der Pflege des Gemeinschaftsgefühls zu tun hat. Denken wir an das Singen beim gemeinsamen Arbeiten, das dabei hilft aufeinander abgestimmt zu sein; oder an das gemeinsame Singen abends am Lagerfeuer, das die Raubtiere fernhalten soll. Aber wie verhält es sich mit dem berühmten Singen unter der Dusche? Diese Frage werden die Keplerspatzen vielleicht nicht abschließend beantworten, aber vielleicht können sie zumindest etwas Material für dieses liebste Hobby vieler Menschen bereitstellen:
Nach einem feierlichen Einstieg mit Georg Friedrich Händels „Sing for Joy“ aus dem Oratorium „Judas Maccabaeus“ erinnert uns Thomas Arne, ein englischer Komponist des 18. Jahrhunderts, daran, dass eigentlich jeder Tag zum Singen geeignet ist („Which is the properest day to sing?“). Weitere musikalische Stationen sind das „Frisch gesungen“ von Friedrich Silcher, dem deutschen Liedkomponisten des 19. Jahrhunderts, sowie der „Kaiserwalzer“ von Johann Strauss in der Textfassung des Chormitglieds Daniel Horiatakis, der diesen zum „Spatzenwalzer“ umgedichtet hat, in welchem das Leben als Keplerspatz in all seinen Facetten besungen wird. Auch Volksweisen, die sich mit dem Singen auseinandersetzen, dürfen im Programm natürlich nicht fehlen („Wo man singt“, „Sing a Liadl mit mir!“, „Singan und Soatn schlagn“) und ebenso wenig Betrachtungen, die mit einem Augenzwinkern versehen sind, so etwa „Heut singt der Salamanderchor“ in den witzigen Worten von Robert Gernhardt und der Vertonung von Ingo Bredenbach. Mit einer ironischen Note ist auch der Welthit „I Sing, You Sing“ des schwedischen Vokalensembles „The Real Group“ versehen: Hier werden Melodien besungen, die sich zuweilen zu lästigen Ohrwürmern entwickeln. Es folgen weitere zeitgenössische Meisterwerke der englischen und insbesondere US-amerikanischen Kompositionskunst, die mit ihren zugleich eingängigen und erfrischenden Melodien zum Träumen einladen. Besonders hervorgehoben sei das Werk „Sing Gently“ von Eric Whitacre, nicht nur wegen seiner schlichten Schönheit, sondern auch weil seine Geschichte die verbindende Kraft des Singens in unserer digitalisierten Gesellschaft auf eindrucksvolle Weise demonstriert. Der Komponist hatte das Lied 2020 während des ersten Corona Lockdowns geschaffen und in ihm seine Eindrücke verarbeitet. Bereits im Sommer desselben Jahres wurde das Stück im Internet von fast 20000 Sängerinnen und Sängern aus über 100 Ländern gesungen und in einem Zusammenschnitt präsentiert. Damit gehört es zu den eindrucksvollen Zeugnissen menschlichen Zusammenhalts in dieser schwierigen Zeit der Distanz. Dass dieser Zusammenhalt besonders durch das Singen möglich ist, gehört zu den Grunderfahrungen jeder Chorsängerin und jedes Chorsängers. Deshalb möchten Ihnen die Grazer Keplerspatzen das eine oder andere Lied davon singen.